Mit dem neu geschaffenen Bereich "Pachtwesen" möchten wir Sie bestmöglich über das Neuverpachtungsverfahren in den Kirchenkreisen Kirchhain und Marburg informieren. Hiermit möchten wir ein möglichst transparentes Verfahren ermöglichen.
Besonders möchten wir Sie auf unseren neu erarbeiteten Leitfaden aufmerksam machen. Dieser steht Ihnen hier bequem zum Download zur Verfügung. In diesem Leitfaden wird das Neuverpachtungsverfahren aber auch der Umgang mit kirchlichen Flächen ausführlich erklärt.
Hier gelangen Sie zu dem Leitfaden.
Bei Rückfragen oder Anmerkungen können Sie sich jederzeit an die zuständigen Mitarbeiter des Sachgebietes Liegenschaften und Zentrale Dienste wenden.
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Ich bin auf einem Bauernhof groß geworden, der damals mit knapp 20 Hektar zu den größeren Höfen im Dorf gehörte. Jahrhundertelang konnten Großfamilien zusammen mit Bediensteten auf diesem Hof leben. Der Ertrag reichte für alle. Das änderte sich schlagartig in den letzten Jahrzehnten des vorigen Jahrhunderts. Die meisten Landwirte konnten plötzlich nicht mehr von den Früchten ihrer Arbeit satt werden, weil die Preise für landwirtschaftliche Produkte immer weiter fielen. Wachsen oder Sterben hieß die Devise. Dieser tiefengreifende Wandel hat vielerlei Konsequenzen mit sich gebracht: Landflucht, leerstehende Höfe, immer größer werdende Ställe und Flächen bei denen, die den Mut hatten, nicht aufzugeben sondern sich zu vergrößern, und nicht zuletzt eine Intensivierung der Landwirtschaft und ihrer Produktionsmethoden, die heute zunehmend in der öffentlichen Kritik steht. Viele Landwirte fühlen sich heute an den Pranger gestellt, wenn Massentierhaltung, Monokultur oder der Einsatz von Herbiziden beklagt wird.
"Von meinen Früchten könnt ihr leben", der Satz geht auf den Propheten Hosea zurück, der zwischen 750 und 720 vor Christus das Volk Israel zur Buße ruft. Hosea kritisiert, dass das Volk nur noch Götzen hinterherläuft und sich nicht mehr an den lebendigen Gott hält, von dem doch alle Gaben des Lebens kommen. Ein Götze, dem wir heute huldigen, wenn es um die Ernährung geht, ist der Preis, den wir für gesundes Essen bereit sind zu zahlen. Wo Lebensmittel zu Dumpingpreisen „herausgehauen“ werden, da wird ihr Wert als Gottes Gabe zutiefst missachtet.
Die Bibel weiß um den Ursprung aller Früchte, die uns zum Leben und Überleben gegeben sind und sie erinnert an die Verantwortung von uns Menschen, die Erde im Auftrag Gottes zu bebauen und zu bewahren und sie dadurch zu erhalten.
Können wir es uns leisten, weiter so intensiv mit unseren wertvollen Böden umzugehen, um den maximalen Ertrag um eines immer noch niedrigeren Preises willen herauszupressen? Das geht nur, wenn Landwirte gezwungen werden, noch effizienter und noch größer und noch billiger zu produzieren.
Die Verantwortung liegt bei uns allen, bei denjenigen die für das Säen und Ernten zuständig sind, aber auch vor allem bei denen, die bereit sind, die Früchte der Arbeit durch gerechte Lebensmittelpreise zu entlohnen. Auch die Kirche als Eigentümerin von Ackerboden will sich dieser Verantwortung stellen. Deshalb hat sie Kriterien formuliert, wenn es um die Verpachtung von Kirchenland geht, das für die Erzeugung von Lebensmitteln dient. Nicht der zu erzielende Pachtpreis darf alleiniges Kriterium für den Zuschlag sein, auch die ordnungsgemäße Bewirtschaftung und soziale, wirtschaftliche und ökologische Belange sollen von den Kirchengemeinden als Verpächter berücksichtigt werden.
Die Handreichung will alle Gemeinden darin unterstützen, in diesem Sinne ein transparentes und faires Pachtverfahren durchzuführen, das sich an der Achtung der guten Gaben Gottes orientiert.
Ich danke allen, die an der Erarbeitung der Handreichung mitgewirkt haben: An erster Stelle Herrn Florian Happel und Herrn Rainer Kraft vom Kirchenkreisamt Kirchhain-Marburg, die den Kirchenvorständen in allen Fragen hilfreich zur Seite stehen.
Ihr
Hermann Köhler, Dekan
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